Zuletzt zeigte sich Sly noch auf der PS2 und in einem HD Remake der Trilogy, ein wirklich neues Spiel blieb jedoch aus. Doch nun wagt es der gewitzte Waschbär in sein viertes Abenteuer und bleibt seinen Wurzeln treu. Ob die Reihe schon längst ihren Zauber verloren hat, oder es immer noch einen riesen Spaß macht mit Sly durch die Welten zu schleichen, erfahrt ihr in der Review.
Durchgeknalltes Abenteuer
Der neueste Teil der Sly Cooper-Reihe beginnt in einem Pariser Museum, in dem der flinke Waschbär einen erneuten Raubzug plant. In diesem ersten Abschnitt lernen Einsteiger die Grundlagen des Spiels und werden langsam an das Spiel heran geführt. Spieler der alten Trilogy werden sich jedoch bereits nach wenigen Minuten perfekt in das Spiel integriert haben, da sich am eigentlichen nur hier und da ein paar Kleinigkeiten verändert haben.
Neben Sly selbst, darf auch bei seinen beiden Kollegen Bentley und Murray Hand angelegt werden. Die drei verschiedenen Charaktere unterscheiden sich hierbei vor allem in ihren individuellen Fähigkeiten. Sly Cooper schleicht, hüpft und huscht wie gewohnt von Ort zu Ort. Auch seine berühmt berüchtigten Taschendiebstähle muss man selbstverständlich nicht missen. Die höchstintelligente Schildkröte Bentley hingegen hat es mit dem springen und klettern nicht allzu leicht, da er in einem Rollstuhl sitzt. Allerdings ist dieser Rollstuhl mit allerhand nützlichen Gadgets gespickt, beispielsweise ist es möglich Gegner mit dem eingebauten Granatenwerfer zu attackieren, oder sich mit dem Rollstuhl über tiefe Abgründe gleiten zu lassen. Zu guter Letzt wäre da noch das große Nilpferd Murray, welches sein furchteinflößendes Auftreten sofort in die Tat umsetzt und den Widersachern mit geballter Muskelkraft zeigt wo der Ziegenbock den Honig hat.
All diese Eigenschaften werden aber auch reichlich benötigt im neuen Abenteuer. Aber was verbirgt sich denn nun hinter dem Titel „Jagd durch dir Zeit“? Es ist so: Es existiert ein wertvolles Familienerbe der Coopers, in Form eines Buchs. In diesem Buch wurden über Generationen hinweg wichtige Strategien, Tipps und Ratschläge der Coopers festgehalten. Doch mit der Zeit verblassten immer mehr Wörter aus dem Buch der Meisterdiebe und verschwanden schließlich vollkommen. Um sich die Wörter wiederzubeschaffen, müssen die drei Freunde in die jeweiligen Zeitepochen zurück reisen und dort nach den verlorenen Wörtern suchen. Das erste Reiseziel heißt Japan, doch um dort hinzukommen, wird nicht nur eine einigermaßen taugliche Zeitmaschine benötigt, sondern auch ein wertvolles Relikt aus dem bereits erwähnten Museum in Paris.
Kurzerhand transformiert Bentley seinen alten Van zu einer Einsatztauglichen Zeitmaschine zusammen und kutschiert seine beiden Freunde mitsamt des Reliktes in das feudale Japan. Hier beginnt das durchgeknallte Abenteuer der drei Hobby-Abenteurer…
Viel zu tun
Im bunten Japan angekommen, gilt es zunächst die offene Welt zu erkunden. In der gesamten Welt gibt es zahlreiche Gegner, die nur darauf warten von uns verprügelt und ausgeraubt zu werden. Münzen bekommt man jedoch nicht ausschließlich von bewältigten Gegnern, sondern auch aus Behältern, die ebenfalls keine Mangelware in der Spielwelt sind. Wenn man schon eine beträchtliche Anzahl an Münzen erspart hat, kann man sie gegen neue Fähigkeiten eintauschen. Neben den Münzen gibt es aber auch noch seltene Gegenstände, die man in der Spielwelt finden und sammeln kann, womit wir beim ersten PS Vita-Trumpf angekommen wären.
Denn Käufer der PS3-Version, haben die Möglichkeit sich die PS Vita-Fassung einfach kostenfrei herunterzuladen und zu spielen. Zudem kann man ganz einfach die Spielstände der beiden Geräte untereinander austauschen und beispielsweise unterwegs dort weiter spielen, wo man zuhause auf der PS3 aufgehört hat. Bei den sammelbaren Gegenständen kann man die PS Vita als Scanner nutzen und den heimischen Fernseher nach versteckten Items absuchen. Tippt man auf den Touchscreen der PS Vita, wird der Punkt sofort auf dem Fernseher markiert und man kann sich direkt aufmachen, um sich das Item zu beschaffen. Die Funktionen der PS Vita-Konsole werden aber auch ansonsten gut in das Spielgeschehen mit eingebaut. Insbesondere in den zahlreichen Minispielen kommt es oft dazu, dass man mit dem Touchscreen interagieren muss um weiter zu kommen. Grafisch und spielerisch gibt es ansonsten keine nennenswerten Unterschiede zwischen der PS3- und der PS Vita-Version.
Was die Missionen in Sly Cooper Jagd durch die Zeit angeht, kann man nur sagen, dass einem hier nicht so leicht der Spaß vergehen wird. Ein wesentlicher Punkt, der das grundsätzliche Spielgeschehen immer wieder auflockert ist, dass im Verlauf des Spiels des Öfteren zwischen den drei Hauptcharakteren gewechselt wird. Zudem sorgen häufig angesiedelte Minispiele für zusätzliche Abwechslung. Beispielsweise gilt es in einer Passage die Gäste in einer Bar mit Nachschub zu versorgen und in einer anderen Situation starten wir mit dem Nilpferd Murray eine wilde Tanzeinlage auf der Bühne.
Im späteren Verlauf der Handlung stoßen wir auf Sly Coopers Vorfahren. In Japan wäre das beispielsweise der schlagkräftige Ninja Rioichi Cooper. Er hat es nicht nur faustdick hinter den Ohren, sondern ist zudem noch der Erfinder des beliebten Sushi. Nicht nur Steffen Henzler würde große Augen machen, sondern auch Sly Cooper. Mit einem passenden Kostüm, erlangen wir die Fähigkeiten seines Vorfahren und gelangen somit in vorher unerreichbare Areale der Welt. Mit der Zeit erhalten wir aber auch noch andere Kostüme und erweitern unsere Fähigkeiten von Mal zu Mal.
Schuss in den Ofen
Zwar bietet Sly Cooper ein Maximum an Abwechslung und Humor, aber grafisch hat man hier schon deutlich besseres gesehen. Die Texturen wirken größtenteils einfach nur matschig und machen einen veralteten Eindruck. Da können auch die einigermaßen gelungenen Lichteffekte bei Sonnenuntergang nicht viel rausreißen. Außerdem hat die Kameraführung so ihre Mankos, in bestimmten Situationen. Man muss leider sagen, dass Sly Cooper Jagd durch die Zeit auf technischer Ebene nicht überzeugen konnte, jedoch sollte man an dieser Stelle die Charakterzeichnung und Zwischensequenzen loben. Außerdem sind die verschiedenen Settings während des Abenteuers stets Abwechslungsreich und untermalen die stimmige Atmosphäre des Spiels. Das gesamte Spiel ist in einem stilvollen Comic-Grafikstil gehalten und überzeugt vor allem durch die detailverliebte Charakterzeichnung. Alles in einem kann man sagen, dass es optisch, trotz der erheblichen Mängel in der Technik, eine akzeptable Optik hat.
In Sachen Soundtrack kann man bei Sly Cooper nichts falsch machen. Während im Hintergrund die Instrumente ihren Beitrag leisten, stolzieren wir gemütlich durch die Missionen. Der Soundtrack ist zu jederzeit passend und bietet dank abwechslungsreicher Melodien auch die nötige Abwechslung, sodass einem die Musik nicht nach einigen Stunden auf den Geist geht.
Was die deutsche Synchronisation angeht, kann man an dieser Stelle nur empfehlen, das Spiel lieber in der englischen Sprachausgabe zu bewältigen. Leider haben lediglich die drei Hauptcharaktere einigermaßen genügsame Synchronsprecher erhalten. Die Übrigen Charaktere wurden mit eher unpassenden und gekünstelten Stimmen ausgestattet.
Die Reise in die Vergangenheit lohnt sich allemal!
Beginnen wir zunächst mit den Schwächen von Sly Cooper Jagd durch die Zeit. Grafisch hat es nicht viel zu bieten und auch in Sachen Synchronisation kann das Jump’n’Run nicht mit der Konkurrenz mithalten. Jedoch kann es dafür im Gameplay umso mehr punkten. Die Handlung ist nicht nur mit Humor und Abwechslung gesät, sondern hat auch ansonsten wirklich viel zu bieten. Sehr positiv finden wir auch, dass die Funktionen der PS Vita gut in das Spiel eingebaut worden sind und auch zwischen den beiden Konsolen interagiert werden kann, um beispielsweise versteckte Gegenstände aufzudecken. Alles in einem ist Sly Cooper ein lustiges Jump’n’Run geworden und kann ganz klar mit der Konkurrenz mithalten, vor allem da es seinen Wurzeln treu geblieben ist und nicht zu einem Action-Game verkommen ist. Fans der alten Sly-Trilogy kommen an einem Kauf nicht vorbei, aber auch diejenigen unter auch, die auf Jump’n’Run-Games stehen, sollten sich das Abenteuer nicht entgehen lassen.
*Alles in einem ist Sly Cooper ein lustiges Jump’n’Run geworden*