Das Oktagon ruft! Mit „UFC 2“ können wir endlich wieder in den achteckigen Ring steigen und schlagkräftige Argumente austeilen. Während wir dafür sorgen, dass unser gegenüber wohl bald einen guten Gesichtschirurg braucht, jubelt die virtuelle Menge. Doch werden die realen Fans ebenfalls toben?
Im Jahr 2014 veröffentlichte Electronic Arts sein erstes, hauseigenes Spiel zur UFC. Der Titel war damals ein richtiger Erfolg, konnte vor allem aus technischer Sicht überzeugen. Lediglich der Inhalt war verbesserungswürdig und musste sich Kritik stellen. Alles in allem aber ein erfolgreiches Debüt. Mit dem Nachfolger wollen die Verantwortlichen nun noch einen drauf packen und nicht nur alte Schwächen ausmerzen, sondern auch die gesammelten Lorbeeren verbessern. Und einiges fällt direkt auf. Die Optik ist beeindruckend. Wir tauchen quasi direkt ins Spielgeschehen ein und verspüren den rauen Charme des Mixed Martial Artist Sports. Brutal einschlagende Fäuste lassen das Blut in alle Richtungen spritzen, die Gesichter sind schmerzerfüllt und scheinbar an jeder freien Stelle kommen Schwellungen auf. Cuts werden unschön aufgerissen und helfen nicht nur dabei, die Umgebung weiter mit Blut zu versehen, sie sorgen auch für einen blutverschmierten Kämpfer. Die Bewegungen sind hierbei so flüssig und die Anatomie wird so korrekt dargestellt, dass nicht nur das virtuelle Publikum, sondern auch wir bereits nach wenigen Sekunden gefesselt sind. Hinzu gesellt sich eine äußerst authentische Geräuschkulisse. Rund um, man ging einen großen Schritt in Richtung Realität. Für den ein oder anderen vielleicht einen Schritt zu weit? Das muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, „UFC 2“ scheint dem MMA-Sport mehr als gerecht zu werden, was die Optik anbelangt.
Natürlich reicht diese nicht aus, um ein Videospiel gut dastehen zu lassen. Von zentraler Bedeutung ist bei einem Titel wie „UFC 2“ das Kampfsystem. Zugegeben braucht man anfangs ein wenig, um sich einzugewöhnen, denn man wird schnell merken, dass ein sinnloses Tastengekloppe in keiner Weise zum Erfolg führen wird. Stattdessen muss man taktisch an die ganze Sache herangehen und a m besten mit einem Plan in den Ring steigen. So verwundert es kaum, dass sich der Spieler schnell auf einen bestimmten Kämpfer fokussiert und diesen, sofern möglich, stets nutzt, da er schlichtweg nur einige Runden braucht, um dessen Stärken und Schwächen zu erkennen und unter dem Strich auch effektiv einzusetzen. Ist diese Einführung, wenn man es so nennen möchte, abgeschlossen, kann es dann aber richtig losgehen. Die Kämpfe sehen nicht nur, wie bereits oben beschrieben, authentisch aus, sie erzeugen auch eine gewisse Dynamik, wobei man sagen muss, dass eine geringfügige Trägheit vorhanden ist. Sie ist nun nicht so stark ausgeprägt, dass jeder Spieler sie bemerkt, dennoch haben wir sie gespürt. Glücklicherweise entsteht hierdurch eine zusätzliche Herausforderung. Uns bleibt nämlich deutlich weniger Zeit, auf einen schnellen Schlag zu reagieren, was den Titel letztendlich anspruchsvoller gestaltet.
Nichtsdestotrotz wird „UFC 2“ der Bezeichnung einer Simulation mehr als gerecht. Die Entwickler ermöglichen dem Spieler, eine breit gefächerte Kontrolle über den Körper des Kämpfers zu erhalten, sodass er beispielsweise den Oberkörper analog in alle Richtungen lehnen kann. Ein Feature, dass uns nicht nur sehr gefällt, sondern auch taktische Tiefe erzeugen kann. Darüber hinaus besteht die Möglichkeiten, gegnerische Bewegungsabläufe zu parieren bzw. zu blocken. Aber Vorsicht. Blockt man Schläge immer nur mit den Armen ohne effektiv in den Angriff zu gehen, muss man nach einer bestimmten Zeit damit rechnen, dass die Wirksamkeit des Blocks spürbar geschwächt wird. Wie ihr vorgehen wollt, bleibt euch aber vollkommen selbst überlassen. Und so entwickelt sich auch schnell ein individueller Kampfstil. Während die einen eher defensiv kämpfen, gehen andere zum Beispiel direkt in die Offensive, decken den Gegner mit unzähligen schnell aber herzhaft geschwungenen Faustschlägen ein und befördern ihn abschließend mit einem gekonnten Wurf auf den Boden, wo er dann den Rest erhält. Leider merkt man die weiter oben angesprochene Trägheit immer wieder, gewöhnt sich langfristig gesehen aber recht schnell dran. Hierbei handelt es sich nun nicht um einen ausschlaggebenden Punkt, bei einem schnellen Sport wie MMA fällt es dennoch auf, ohne uns aber dauerhaft zu stören.
Etwas Nachholbedarf gibt es aber, wenn sich der Kampf auf den Boden verlagert. Während es in der Realität oftmals zu einem plötzlichen Wechsel der Initiative kommt, gestaltet sich dieser Abschnitt in „UFC 2“ eher monoton. Wer auf der Matte anfangs die Dominanz besitzt, wird diese meist auch behalten. Man ist dem Gegner beinah hilflos ausgeliefert. Auch die zuvor bestehende Dynamik sowie Authentizität werden durch einige eher plumpe Schläge, wenn auch nicht drastisch dafür aber spürbar vermindert.
In Hinsicht auf die Spielmodi gibt es nichts, was die Welt bewegen könnte. Neben den Show-Kämpfen seid ihr in der Lage, eine eigene Karriere in Angriff zu nehmen. Wie bei vielen Kampfsport-Spielen wird „UFC 2“ hier von einem Problem geplagt. Die fehlende Vielfalt. Ohne einen spürbaren Fortschritt des Charakters oder irgendwelchen Rivalitäten stellen wir uns einem Showdown nach dem nächsten und treten immer wieder gegen andere Gegner an. Da können selbst die immer wieder auftretenden Trainings-Einheiten nicht für mehr Abwechslung sorgen. Zugegebenermaßen sorgen aber genau diese Einheiten für das Kennenlernen der wesentlichen Mechaniken und stellen somit eine Art Tutorial für Einsteiger dar. Ab einem bestimmten Rang können die Spieler diese aber künftig simulieren und direkt zum nächsten Kampf springen. Unter dem Strich sorgen aber Fan-Zuwächse und Verletzungen dann doch für ein wenig Vielfältigkeit. Und eine erneute taktische Tiefe sorgt für etwas Farbe. Denn man startet nicht automatisch im besten Zustand einen entsprechenden Kampf. Je nachdem, wie intensiv ihr trainiert habt, wie belastend ein Aufeinandertreffen war und wie schwerwiegend eure Verletzungen sind, desto erschöpfter und schwächer seid ihr, wenn man erneut in den Ring steigen muss. So bringt es meist recht wenig, sich über mehrere Runden lang durch Schläge und Tritte weich schlagen zu lassen. Auch wenn man dann doch gewinnen kann, sinkt die Chance auf einen weiteren Sieg deutlich. Vor allem dank diesem Feature schafft es die Karriere, wenn auch nicht optimal, sich von einer bloßen Abfolge von Kämpfen zu lösen.
Komplett neu ist das Ultimate Team, das sich bereits in „FIFA“ mehr als bewähren konnte. Auch wenn „UFC 2“ mit über 200 Kämpfern eine äußerst großzügige Palette an Charakteren bieten kann, reichen diese nicht aus, um den Sammelkartenmodus effektiv umzusetzen. Daher erschafft ihr euer Team nicht nur aus bestehenden, sondern auch selbst entworfenen Kämpfern und natürlich auch Kämpferinnen. Hierdurch geht allerdings auch etwas die Freue verloren. Denn einen echten Sportler zu erhalten, ist dann wohl doch ein klein bisschen aufregender als einen fiktiven. Nichtsdestotrotz sorgt dieser zusätzliche Modus für eine gute Portion an Abwechslung, da ihr sowohl ins Oktagon steigt, als auch eure Mannschaft verbessert. Durch den Kauf von Karten erhält man nämlich brauchbare Vorteile. Die Kämpfer erlernen neue Moves, bekommen bessere Stärken oder erfreuen sich an Trainingsvorteilen, die sich letztendlich wiederum positiv auf den Charakter auswirken. Da man darüber hinaus auch Personen steuern darf bzw. muss, die eigentlich nicht dem bevorzugten, persönlichen Kampfstil entsprechen, kommt es so immer wieder vor, dass man bislang ungenutztes Potenzial entdeckt und dieses gegebenenfalls in Show-Kämpfen einsetzen wird.
Aufholbedarf gibt es beim Erstellen individueller Kämpfer. Selbst wenn man sehr viel Zeit in diese Technik investiert oder sogar die Möglichkeit nutzt, sein eigenes Gesicht ins Spiel zu importieren, sehen die endgültigen Resultate dann doch allesamt recht ähnlich und vor allem leblos aus. Und so finden wir im Internet zu findende Vergleiche mit der Romanfigur Frankensteins Monster äußerst passend, darüber hinaus auch leicht amüsant. Fairerweise muss man an dieser Stelle sagen, dass es sich hierbei erneut um ein typisches Problem von Sport-Spielen handelt, was den Umstand jedoch keineswegs herunterspielt. Daher halten wir es für angemessen, wenn die Anpassungsmöglichkeiten in Zukunft präziser ausfallen.
Wie gut uns die Grafik gefällt, wurde sicherlich bereits am Anfang dieser Review deutlich. Dennoch würden wir an dieser Stelle nochmals gezielt auf diesen Aspekt eingehen, wenn auch nur zusammenfassend. „UFC 2“ erfreut sich nicht nur flüssiger Animationen, die Darstellungen der Kämpfer sind auch mehr als gelungen. So spiegeln sich beispielsweise die schweißnassen Körper überzeugend in den Lichtern der Scheinwerfer wider und die Körperbewegungen an sich sind beeindruckend realistisch umgesetzt, was für die virtuelle Umsetzung eines derartig dynamischen Sports nicht selbstverständlich ist. Im Gegensatz zur grandiosen Optik liefert der Sound „lediglich“ eine solide bis gute Leistung ab. Die Auswahl an lizenzierten Tracks ist zwar passend zur Thematik, im Großen und Ganzen aber eher knapp gestaltet. Zum Glück dürfen wir uns dafür über authentische und somit auch glaubhafte Kommentatoren freuen, die leider nur in Englisch synchronisiert sind. Hierzulande muss man sich daher mit deutschen Untertiteln zufriedengeben. Abgerundet wird der Sound durch in sich stimmige Schlageffekte, die in Kombination mit den entsprechenden Bildern auch in unseren Gesichtern teilweise einen schmerzhaften bis entsetzten Ausdruck hervorrufen.
Fazit:
Auch wenn die Paletten an „UCF“-Ablegern aus dem Hause EA alles andere als breit gefächert ausfällt, können wir selbstsicher behaupten, dass „UFC 2“ zweifellos das beste Ergebnis innerhalb der Reihe darstellt. Dem Spieler wird ein actionreicher Kampf geboten, der einerseits vor Brutalität und anderseits vor Authentizität geradezu überquillt. Ergänzt wird dieses Vergnügen durch eine umfangreiche Auswahl an Kämpfern, einer brillanten Optik und einem guten Sound. Da lässt sich beinah verkraften, dass der Editor leblos wirkt und die Kampagne kleinere Verbesserungen vertragen könnte. Nichtsdestotrotz ist „UFC 2“ ein mehr als gelungenes Spiel, dass eine außerordentliche Portion an Spaß verspricht und für den ein oder anderen auch eine beachtliche Langzeitbeschäftigung darstellen kann.