Auch wenn die Paris Games Week bereits einige Wochen her ist, soll dennoch nochmals auf den Trailer zu „The Last of Us 2“ eingegangen werden. Anscheinend ist nicht jeder Fan über die Präsentation begeistert gewesen und die damit verbundene Gewaltdarstellung.
Schon das Hauptspiel „The Last of Us“ geizte nicht mit Gewalt. So kam es etwa bereits in der ersten halben Stunde vor, dass ein Mädchen erschossen wird und ein Mann einer halben Folter ausgesetzt ist. Joel und Tess schlugen ihm zunächst mit einer Eisenstange in die Beine, bevor ihm die Nase mit einem saftigen Tritt gebrochen wurde. Als dann auch noch der Arm einen Bruch erleiden musste, war der Schmerz perfekt, bevor zwei Kugeln in den Kopf seinem Leiden ein Ende setzten. Geht es nun um den Trailer zur Paris Games Week und „The Last of Us 2“, so scheiden sich die Geister. Manche spüren bei diesen Bildern bereits die Vorfreude auf den zweiten Teil. Dann sind da noch jene, die die explizite Gewalt nicht als Mittel zum Zweck für die Handlung sehen, sondern als reinen Selbstzweck. Quasi eine Selbstverherrlichung der Gewalt.
Ich selbst muss betonen, dass ich den Trailer bisher nicht gesehen habe. Allerdings nur, um möglichst wenig über den neuen Titel zu wissen. Von widerwärtigen Szenen ist die Rede. Der Höhepunkt des Trailers soll sein, dass einem kleinen Mädchen der Arm mit einem Hammer zerschlagen wird. Diese Gewalt als Selbstzweck sei dumm und somit steht der Trailer in einem leeren Raum ohne Zusammenhang, warum denn diese Gewalt sein muss. Sollen die Bösen als abartig und grauenvoll dargestellt werden, damit der Spieler damit bereits einen regelrechten Hass auf sie entwickelt? Klingt eigentlich doch irgendwie logisch.
Von einem Gemetzel ist die Rede und davon, dass die Kamera einfach nur draufhält. Ein künstlerischer Anspruch soll dadurch nicht vorhanden sein geschweige denn ein moralisches Hinterfragen. Neil Druckmanns Stimme erklingt bei der Paris Games Week, der die Vorzüge der überarbeiteten Grafik erläutert. Währenddessen bahnt sich ein blutiges Spektakel nach dem anderen an. Naughty Dog, das Studio, welches für die Uncharted-Reihe, den ersten Teil von „The Last of Us“ verantwortlich ist und damit für sehr gutes Storytelling, dieses Studio nun sogleich sehr zu kritisieren wegen diesem Trailer, halte ich für voreilig.
Wie wäre es, wenn wir einfach abwarten? Naughty Dog wird sich bei alledem vielleicht etwas gedacht haben. Natürlich könnte man nun dem Entwicklerstudio vorwerfen, dass sie in einem sehr gesättigten Markt einen Weg gesucht haben, hervorzustechen. Gewalt in Medien und Geschichten ist bereits allzu bekannt. Wie nun kann man trotzdem die Aufmerksamkeit auf sich erhaschen? Vielleicht mithilfe eines solchen Trailers? Manche Fans denken in diese Richtung. „The Last of Us 2“ könnte zu einem sehr schmalen Grat werden, wenn es um Dunkelheit, Verzweiflung, Hass und Gewalt geht. Von Letzterem scheint es im zweiten Teil genug zu geben.
Der Trailer mag vielleicht keine bahnbrechenden Erkenntnisse über die Story beziehungsweise Joel und Ellie hervorgebracht haben, aber wollen wir denn wirklich etwas darüber wissen? Droht dann nicht das Abnehmen der Spannungsblase, die sich immer mehr gerade aufbläht? Schließlich ist es doch gerade das Spannende, was mit den beiden geschehen wird. Was treibt Ellie zu solchen Aussagen und dem Hass, wie wir ihn beim Lied im allersten Trailer zu hören bekamen? Wir werden noch früh genug etwas vom Gameplay sehen, womöglich auf der E3 2018. Neil Druckmann merkt schließlich zudem an, dass das neue „The Last of Us 2“ nicht jedem Spieler des ersten Teils gefallen wird. Die Erzählweise soll eine gänzlich andere Erfahrung angeblich bieten.
Ekel statt Emotionen. So könnte man anscheinend den Trailer der Paris Games Week betiteln. Der Chefautor Druckmann hat allerdings bereits früh vorgewarnt. Schon bei der Enthüllung auf der letztjährigen PlayStation Experience wurde klar, dass es wohl nochmals düsterer ausfallen wird als schon der erste Teil. Hass statt Liebe, noch mehr Gewalt statt in die Handlung eingebettet. Warum muss das automatisch schlecht sein? Vertrauen wir doch einfach mal Naughty Dog und dem Genie Neil Druckmann. Enttäuscht können wir dann immer noch sein, wenn sich der zweite Teil wirklich als ein Fail herausstellen sollte.
ick freue mich schon
Lucas Akin