Fünf Jahre nach dem Release des ersten Teils geht es mit Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs in die zweite Runde. Erneut möchte man mit einer spannenden Geschichte und emotionalen Momenten überzeugen. Ob uns das Rollenspiel tatsächlich überzeugt hat, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Ich muss gestehen, dass ich nie den ersten Teil gespielt habe und meine Erfahrung mit japanischen Rollenspielen begrenzt ist, aber gerade aus diesem Grund könnte diese Review extrem aussagekräftig sein. Schließlich tauche ich zum ersten Mal in die Welt von Ni No Kuni ein und werde nicht von vorherigen Erlebnissen beeinflusst. Zugleich war ich vorab sehr gespannt, was mich erwartet. Bei meiner Recherche im Vorfeld bin ich nämlich zur Erkenntnis gekommen, dass der Vorgänger wohl sehr gut war. Auch ein Blick auf Metacritic untermauert diesen Eindruck. Kommen wir nun aber direkt zu Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs und schauen zunächst auf die Geschichte.
Mit dem neuesten Ableger möchten die Verantwortlichen ein völlig neues Kapitel erzählen, weshalb die Geschichte auch 100 Jahre nach den bekannten Ereignissen spielt. Diesmal schlüpfen wir in die Rolle von Evan Pettiwhisker Tildrum, der nach dem Tod seines Vaters eigentlich der neue Katzen-König ist. Allerdings fiel er einem Putsch zum Opfer und ist nun bemüht, ein neues Königreich zu gründen und dieses sowie dessen Bewohner gegen die dunklen Mächte zu verteidigen. Zu Beginn erledigt man vor allem kleinere Aufgaben für die Bevölkerung und sichert sich zum einen ihre Unterstützung, was beim Aufbau des Königreiches von enormer Bedeutung ist. Zum anderen lernt man hierdurch seine Begleiter kennen. Um Spoiler zu vermeiden, gehen wir an dieser Stelle nicht weiter auf die Story ein. Sie ist aber definitiv schön inszeniert und bietet auch einige Momente, in denen man schmunzeln muss.
Ein kleiner N64-Flashback
Schauen wir uns lieber das Gameplay von Ni No Kuni 2 genauer an. Recht schnell kommen wir mit einer Art Speicherstein in Berührung, mit dessen Hilfe wir zum einen unseren Spielstand sichern und zum anderen die Lebenspunkte unserer Charaktere auffüllen können. Ich musste hierbei sofort an Castlevania für den Nintendo 64 denken, was ein Lächeln in mein Gesicht zauberte. Eigentlich ist dies nicht relevant für diese Review – aber hey, ich habe es euch trotzdem verraten. Wer nun Bedenken hat, das Spiel könnte aufgrund vorgegebener Speicherpunkte stellenweise zu knifflig werden, den können wir beruhigen. Im Spielemenü finden wir nämlich die Funktion, unseren Fortschritt jederzeit zu speichern.
Des Weiteren können wir auf Schnellreisepunkte zurückgreifen, die zunächst gefunden werden müssen. Je mehr wir in der Spielwelt unterwegs sind, desto einfach wird das Hin- und Herreisen. Die Welt würden wir als halboffen beschreiben. Es gibt weitläufige Bereiche, in denen wir Schätzen finden, Gegner töten und den Weg zum storybedingten Areal suchen. Diese Areale sind dann eher schlauchartig designt und halten einige Herausforderungen für uns bereit. Auf unserer Reise sammeln wir zudem endliche Items, mit deren Hilfen wir uns beispielsweise heilen können, um somit den nächsten hartnäckigen Gegner zu bezwingen.
Jetzt wird gekämpft!
Wie bereits angesprochen, wird in Ni No Kuni 2 auch fleißig gekämpft. Die Gegner sind hierbei recht vielfältig und zeichnen sich durch individuelle Eigenschaften aus. Manche Widersacher konzentrieren sich auf den Fernkampf, andere wiederum fliegen durch die Lüfte und so weiter. Wir müssen also verschiedene Herangehensweise wählen, um erfolgreich zu sein. Von Bedeutung ist insbesondere der Level. Sowohl unsere Charaktere als auch die Gegner verfügen über ein Level, der uns verrät, wie stark die jeweilige Person bzw. das Monster ist. Was soll jetzt “unsere Charaktere” bedeuten? Im Rollenspiel steuert man nicht nur Evan, sondern auch verschiedene Begleiter, die sich vor allem in Hinsicht auf spezielle Fähigkeiten voneinander unterscheiden. Mittels eines Tastendrucks kann man schnell und einfach den Charakter wechseln. Am aktuellen Geschehen beteiligt sind aber maximal drei verschiedene. Über das Menü können wir jederzeit unsere Truppe zusammenstellen.
Um perfekt für den Kampf vorbereitet zu sein, müssen wir uns mit geeigneter Ausrüstung versorgen. Diese finden wir in Kisten, erhalten sie von besiegten Gegnern oder kaufen sie klassischerweise bei einem Händler. Man kann bis zu drei Nahkampf- und eine Fernkampfwaffen ausrüsten. Im Vorfeld sollte man jedoch die jeweiligen Angriffs- und Verteidigungswerte der Waffen miteinander vergleichen und besondere Boni berücksichtigen. Ähnlich sieht es bei Rüstungsgegenständen wie beispielsweise Schuhe oder Umhänge aus. Auch hier müssen wir anhand der entsprechenden Werte abwägen. Nach und nach können wir jeden Charakter somit nicht nur im Level aufsteigen, sondern auch stärker werden lassen.
Nun wird aber wirklich gekämpft!
Während einer Auseinandersetzung befinden wir uns in einem begrenzten Bereich, den wir meist verlassen können, es sei denn, es ist storybedingt nicht gewollt. Verlassen wir den Bereich, wird quasi die Flucht eingeleitet, in der wir nicht getroffen werden dürfen. Flucht ist aber selten die gewünschte Option und so stellen wir uns den Gegnern. Wie sieht ein Kampf nun aus? Nun bei einfachen Widersachern hauen wir fleißig in die Tasten und führen entweder einen leichten oder einen schweren Nahkampf aus.
Hin und wieder blockt man einen Angriff, sodass sich der erlittene Schaden reduziert. Hat man bereits ordentlich ausgeteilt, ist man recht schnell in der Lage, eine spezielle Fähigkeit zu aktivieren und auf diese Weise nochmals deutlich stärker auszuteilen. Des Weiteren muss man abhängig vom Gegner auch mal ausweichen oder in die Luft springen. Alles in allem ist die Angelegenheit sehr actionreich und nutzt die Tasten des Controllers auf Dauer ein wenig ab.
Unsere aktiven Begleiter erweisen sich stets als hilfreiche Unterstützung und prügeln automatisch auf die Gegner ein. Während unser Testphase kam es nicht vor, dass sie in einer verbuggten Situation landeten oder uns im Weg standen. Es ist wirklich sehr dynamisch und die kleinen Helfer namens Gnuffi sorgen für eine schöne Abwechslung. Immer wieder können wir sie nämlich aktivieren und somit eine besondere Aktion auslösen, die unter anderem Schaden an den Gegnern verursacht. Wir eilen innerhalb eines Kampfes also auch gezielt hin und her, was den dynamischen Ablauf nochmals verstärkt. Es gibt allerdings noch eine völlig andere Art von Kämpfen. Doch fangen wir zunächst bei einem anderen Punkt an, der diesbezüglich wichtig ist.
Plötzlich auch eine Aufbau-Simulation?
Nachdem man bereits einige Stunden in der Welt von Ni No Kuni 2 verbracht hat, schaltet sich ein neues Feature frei. Ohne an dieser Stelle zu viel zu spoilern, aber Evan gelingt es ein eigenes Königreich zu gründen, das er auf den Namen Minapolis tauft. Sobald man diesen Punkt erreicht, wird das Rollenspiel durch Elemente einer Aufbau-Simulation erweitert. Wir können nämlich den Bau neuer Einrichtungen befehlen und unsere Bürger beauftragen, sich der Forschung zu widmen. Auf diese Weise kann man Verbesserungen für verschiedene Bereiche freischalten. Zudem müssen wir dafür sorgen, dass die Wirtschaft im jungen Königreich floriert. Eine zentrale Rolle spielt eine neue Ingame-Währung. Es handelt sich also nicht um die Währung, mit der man neue Waffen oder Sonstiges kauft.
Eine schöne Sache: Neue Bürger rekrutieren wir, indem wir verschiedene Nebenmissionen für Charaktere erfüllen, die man in der gesamten Spielwelt finden kann. Somit steht ein spürbar größerer Zweck hinter dem Erfüllen von den besagten Nebenmissionen.
Die gesamte Angelegenheit wird schnell komplexer, als man es vorab vielleicht vermuten würde. Dennoch hat uns das Feature sehr gefallen. Zum einen sorgt es für eine erfrischende Abwechslung und zum anderen ist es tatsächlich motivierend, zu beobachten, wie sich das Königreich allmählich entwickelt. Gleichzeitig ist es ein gewagter Schritt. Wer Rollenspiele konsumiert, ist nicht automatisch ein Fan von Aufbau-Simulationen. Zwar bleibt Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs im Kern zweifellos ein Rollenspiel, um die Verwaltung des Reiches kommt man aber nicht herum.
Eine zweite Form des Kampfes
Auch wenn Evan ein friedliches Zusammenleben anstrebt, muss er dennoch in den Krieg ziehen und sein junges Königreich verteidigen. Und so kommt man in den Genuss von taktischen Kämpfen. Das Rollenspiel verfügt über einen sogenannten Skirmish Modus, in dem wir Nah- und Fernkämpfer kommandieren und versuchen, uns gegen die Bedrohung zu behaupten. Man hat es hierbei mit einem klassischen Schere-Stein-Papier-Prinzip zu tun, sodass es ausgeglichen ist und ein taktisches Vorgehen voraussetzt. Im Großen und Ganzen hat uns dieses Feature ebenfalls überzeugt. Es bringt erneut frischen Wind die Sache und sorgt für eine gelungene Abwechslung.
Optisch überzeugend, soundtechnisch ausbaufähig?
Werfen wir abschließend einen Blick auf die technische Seite des Titels. Ni No Kuni 2 hat einen Grafikstil, den man eindeutig dem japanischen Raum zuordnen kann. Das sollte jedem sofort auffallen. Jedoch bedeutet dies nicht automatisch, dass die Optik nicht überzeugen kann. Wir können uns auf eine detaillierte Gestaltung der Charaktere und Umgebung einstellen. Dabei kommt vor allem die Kulisse sehr gut zur Geltung und kann mit einem verführerischen Charme überzeugen. Während unser Testphase sind wir weder auf großartige optische Fehler gestoßen noch war ein Einbruch der Bildwiederholrate zu verzeichnen. Texturen laden schnell, Animationen sind trotz actionreicher Kampfeinlagen flüssig und auch sonst ist alles zu unserer Zufriedenheit.
So geht es zunächst auch mit dem Sound weiter. Insbesondere in der Kombination mit der Kulisse entfaltet sich der Soundtrack auf eine elegante Weise und untermalt die jeweilige Situation äußerst gelungen. Eine deutschsprachige Synchronisation sucht man in Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs allerdings vergebens. Hierzulande kommt man lediglich in den Genuss einer englischen Sprachausgabe. Um Missverständnisse vorzubeugen, können wir auf einen deutschen Untertitel zurückgreifen. Wie es für ein Rollenspiel typisch ist, finden viele Dialoge statt und der ein oder andere Spieler könnte es schnell leid sein, die zahlreichen Texte mitzulesen. Da man diese mittels Tastendruck fortsetzt, kann man die Lesegeschwindigkeit übrigens selbst bestimmen.
Für Verwirrung sorgte anfangs die Tatsache, dass manche Gespräche vertont sind, andere wiederum nicht. In einigen Situationen klicken wir uns durch Textpassagen und hören regelmäßig Interjektionen wie “Aha”, “Hmm” oder “Okay”. Das wäre an sich nicht schlimm, wenn dagegen andere Gespräche nicht vollständigen vertont wären. Nach einer gewissen Zeit stellten wir fest, dass diese Vertonung bei Cutscenes anzutreffen ist und normale Gespräche eher stumm sind. Oft konnten wir aber beobachten, dass die Charaktere ihre Lippen bewegen, wir aber einfach nichts hören. Im Endeffekt ist dies aber wohl alles beabsichtigt, es stört uns aber dennoch ein wenig. Die Atmosphäre leidet aber nur geringfügig darunter.
Fazit
Ich muss gestehen, es hätte nicht erwartet, dass mich Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs so gut überzeugt. Mir war im Vorfeld bewusst, der Titel wird gut, aber ich bin nach wie vor kein Fan von japanischen Rollenspielen. Nichtsdestotrotz ist die Story gelungen, technischen ist der Titel einwandfrei und auch die Gameplay-Elemente brauchen sich nicht zu verstecken. Des Weiteren wagen die Entwickler mit einigen Features, wie dem Aufbau des Königreichs, etwas Neues und bringen somit frischen Schwung ins Genre. Man muss aber auch anmerken, dass gerade dieses Unterfangen von interessierten Spielern berücksichtigt werden muss. Ni No Kuni 2 ist zweifellos ein stimmiges Spiel.
Man muss den Charme japanischer Rollenspiele allerdings lieben – wobei ich anmerken muss, dass der Titel gut in den westlichen Markt passt. Viele Aspekte sollen niedlich und putzig sein, dennoch schlitzen wir irgendwelche komischen Monster auf. Zusammenfassend können wir Ni No Kuni 2 definitiv empfehlen. Ihr solltet euch im Vorfeld aber genau überlegen, ob euch alle Features und Eigenschaften wirklich zusagen. Ist dies der Fall, dann greift ruhig zu.
Der erst Teil war meine allererste Platin damals. Ich habe diesen Tag so lange erwartet. Gleich gehts los
Gefällt mir bis jetzt sehr gut. Gibt viel zu entdecken und das Kampfsystem finde ich Bombe.
Sehr schönes Ding
Ich hoffe immer noch das der erste Teil für die PS4 kommt .