Ist Deutschland für das schnelle Wachstum der Gaming-Branche bereit? Seit über 10 Jahren haben wir einen gewissen Einblick in die deutsche Videospiel-Szene bzw. hinter die Kulissen dieser Szene und seit nun 8 Jahren wurde die Branche von Jahr zu Jahr größer.
Wirft man einen Blick auf den deutschen Gaming-Markt, fällt eins auf. Deutsche Produktionen spielen nicht ganz oben bei den Big Playern mit, Deutschland ist aber trotzdem extrem wichtig. Im weltweiten Vergleich sind wir der fünftgrößte Markt. Nur für Spiele werden Summen in Höhe von über 3,3 Milliarden Euro generiert und das pro Jahr. Die Tendenz steigt übrigens jährlich. Rechnet man die Umsätze durch Hardware wie Konsolen hinzu, kommt man auf ca. 4 Milliarden Euro. Darüber hinaus spielen in Deutschland mittlerweile 42 Prozent der Gesamtbevölkerung zumindest gelegentlich Videospiele und das über alle Altersgruppen hinweg. Vor zehn Jahren waren derartige Zahlen und Verhältnisse regelrecht absurd. Heute sind sie real.
Wie dieser nur sehr kleine Überblick zeigt, ist die sogenannte deutsche Gaming-Szene unglaublich gewachsen in den letzten Jahren und tut es weiterhin. Dieses hat viele positive Effekte mit sich gebracht, wie eine unbestreitbare Relevanz der Gaming-Szene als solches. Leider ist da, wo Licht ist, nun mal auch Schatten. Ja, diese Metapher ist veraltet, aber nach wie vor aktuell bzw. sehr passend. Ihr merkt hoffentlich, wie wir versuchen, das Thema etwas locker anzugehen. Doch das fällt bei einigen Punkten nicht leicht. Kommen wir aber zurück zum eigentlichen Thema.
Sind Pressestellen überfordert?
Der enorme Wachstum bringt natürlich auch mehr Arbeit mit sich. Für Personen, Agenturen und Publisher – also eigentlich all diejenigen, die mit der Gaming-Branche zu tun haben. Besonders Pressestellen von Publishern scheinen der Aufgabe des Öfteren nicht richtig nachkommen zu können. Dies wurde uns vor Kurzem wieder selbst bewusst, als wir Kontakt mit einer deutschen Presseabteilung eines Publishers hatten. Ein kleines Beispiel:
Publisher wie Capcom bzw. deren deutsche Pressestelle scheinen den ganzen Anfragen, die ihnen entgegengestellt werden, nach eigener Aussage nur bedingt nachkommen zu können. Ob es sich hierbei um einen dauerhaften Zustand handelt, können wir nur vermuten, an dieser Stelle aber nicht mit Sicherheit sagen. Wir selbst hatten nach einer wiederholten Anfrage unsererseits, eine Mail von der Capcom Pressestelle Deutschland erhalten, laut der man sehr viele Anfragen beantworten müsse. Sinngemäß gehe keine Anfrage unter. Wenn es aber keine Antworten gibt, lässt sich diese Aussage anzweifeln. Dass auf eine Anfrage jeglicher Art nicht jedes Mal geantwortet werden kann, kann man irgendwie nachvollziehen. Wenn es sich aber nach einem dauerhaften Zustand anfühlt, entstehen Zweifel.
“[…] Deine Mail ist nicht untergegangen, aber du kannst dir vorstellen, dass wir sehr viele Anfragen beantworten müssen.”
Und tatsächlich scheinen diese Zweifel nicht völlig unbegründet zu sein. Nachdem wir die Problematik offen angesprochen hatten, gestand man ein, man käme nicht mehr hinterher und müsse die Anfragen zunächst sammeln. Die Bearbeitung erfolgt somit zu einem späteren Zeitpunkt. Allerdings dreht sich die Welt weiter und neue Anfragen treffen ein. Wann und vor allem wie soll da eine spätere Bearbeitung erfolgen?
Auswirkung auf zwischenmenschliche Beziehungen
Zudem scheint der wohl enorme Andrang für enormen Stress innerhalb der Pressestelle zu sorgen. Dass der Umgang mit uns, weil wir ein Problem ansprechen, plötzlich ansatzweise in die Richtung von Respektlosigkeit geht, ist dann doch etwas Neues für uns. Immerhin arbeitet man seit ca. acht Jahren zusammen. Das war eindeutig gewöhnungsbedürftig für uns und durchaus enttäuschend. Versteht uns nicht falsch. Wir sind an dieser Stelle nicht bockig wie ein kleines Kind, weil man nicht nett zu uns ist oder wir kein Muster eines beliebigen Videospieles erhalten haben. Es geht lediglich darum, dass sich doch jeder eine angemessene Behandlung wünscht. Sowohl im privaten als auch im sogenannten Business-to-Business-Bereich.
Aber nicht nur bei Capcom scheint es derzeit Drunter und Drüber zu gehen. Auch die deutsche Pressestelle von Sqaure Enix scheint Probleme mit zu vielen Anfragen zu haben. Das sind natürlich nur zwei von zahlreichen Publishern. Jedoch scheinen derartige Probleme immer häufiger vorzukommen. Oder liegt das Problem woanders?
Auch andere berichten über Probleme
Über die Jahre haben uns übrigens noch weitere Personen von ihren Erfahrungen erzählt und diese waren nicht immer positiv. Wie wir bei vielen Gesprächen mit Mitarbeitern von Agenturen und Publishern, die wir hier nicht namentlich erwähnen möchten, erfahren haben, scheint es sich um kein völlig neues Problem zu handeln. Das können wir gemessen an unserer Erfahrung ebenfalls bestätigen. Viele Punkte, wie auch Vetternwirtschaft, spielen immer häufiger eine Rolle. Sicher wird bei den Publishern und Agenturen bestimmt einfach an vielen Punkten gespart und es gibt Vorgaben, die einen das Arbeiten nicht unbedingt leichter machen. Doch ist dies das eigentliche Problem? Schwer zu sagen. Unmotiviertes Arbeiten, fehlendes Recherchieren und weitere Punkte spielen sicher ebenfalls eine Rolle. Wie ich immer so schön sage: es gibt viele Zutaten in der Suppe (ja schon wieder eine blöde Metapher).
Aber auch der Punkt der Höflichkeit und des gegenseitigen Respekts sollte nicht außer Acht gelassen werden. Eine Mail halbherzig zu beantworten und nicht auf konkrete Fragen einzugehen, ist nicht förderlich. Oder? Wir glauben nicht! Besonders nicht, wenn man schon länger ein Teil der Gaming-Szene ist. Auch eine weitere Zutat ist sicherlich die, dass Personen, die bei Publishern und Agenturen arbeiten, meist nie für einen langen Zeitraum bei einer Agentur oder Publisher bleiben und dies auch für Probleme sorgen kann. Das ist allerdings ein allgemeines Problem von Agenturen jeglicher Art. Wie schon erwähnt, es gibt viele Punkte und weitere heben wir uns für später auf. Aber es gibt auch das sogenannte Licht. So zeigen Agenturen wie zum Beispiel die junge Agentur MSM.digital, dass man mit genügend motivierten Personal einiges erreichen kann. Und man den ganzen Aufgaben, die auf einen zukommen gewachsen ist.
Es besteht Handlungsbedarf
Die Gaming-Szene hat viele grundlegende Probleme und wie schon eine Szene-bekannte PR Person zu uns meinte: die Gaming-Szene sei schlimmer als die Filmindustrie und mindestens genauso kritisch zu sehen. Zusammenfassend machen wir uns gerade sehr viele Sorgen darum, wohin die Reise gehen wird. Vielleicht sollte endlich mal jemand auf den Tisch hauen und wieder für mehr Ordnung sorgen. Vielleicht muss uns hierzulande die ein oder andere Person aus Asien oder den USA einen Besuch abstatten.
Es muss aber erst gar nicht soweit kommen. Kosten müssen natürlich kalkuliert werden und meist mangelt es an genügend Geld, aber dennoch müssen eventuell weitere Mitarbeiter eingestellt werden. Oder man überarbeitet die internen Prozesse und optimiert somit die Bearbeitung von Anfragen jeglicher Art. Eine weitere Möglichkeit wäre, zuvor zu überprüfen, mit wem man überhaupt in Kontakt ist. Wie lang ist die Internetseite, der YouTube-Kanal etc. schon online? Wie viele Leute werden erreicht? Welche Gestalt nimmt das finale Ergebnis einer Review oder Gewinnspieles an? Man sollte meinen, derartige Vorgehensweisen sind Standard. Allerdings haben wir ein völlig anderes Gefühl.
Wenn wir sehen, dass zwei Wochen alte Projekte mit täglich zehn erreichten Personen regelmäßig Pressemuster erhalten oder Gewinnspiele erhalten, läuft wohl etwas falsch. Das ist jetzt zwar ein sehr überspitztes Beispiel, aber keineswegs realitätsfern. Versteht uns nicht falsch, auch kleine Seiten oder Kanäle sollten ihre Chance bekommen. Als Agentur oder Publisher muss man aber auch abwägen und darf bei derartigen Kooperation das große Ganze nicht vernachlässigen. Schließlich geht es auch hierbei um das Geld, das sonst scheinbar immer fehlt.
Werden die Probleme nicht erkannt?
Einige Agenturen und Publisher scheinen aber nicht zu glauben, dass es diese Probleme gibt. Beim zuvor angesprochenen Gespräch mit Capcom ging man zunächst auf den Verteilungsprozess von Pressemustern ein. Man erklärte uns, wie der Prozess funktioniert. Für uns nichts Neues nach einer Zusammenarbeit, die bereits acht Jahre besteht. Außerdem ist man der Meinung, dass es sogar sehr gut funktioniere.
“[…] nehmen diese Anfragen auf eine Warteliste auf. Bei oder nach Release eines Spieles gibt es dann entweder ein Muster oder eine Absage. Dieses Prozedere funktioniert in der Regel auch sehr gut.”
Aber unserer Erfahrung nach funktioniert es nicht sehr gut. Wenn Internetseiten mit geringen Besucherzahlen gleich mehrere Pressemuster erhalten und größere Seiten dagegen kein einziges, stehen natürlich Fragen im Raum. Es ist ein gutes Beispiel, dass man sich die Empfänger der Pressemuster wohl nicht genau anschaut. Unserer Meinung nach sind das aus wirtschaftlicher Sicht eindeutige Fehlentscheidungen. Hier liegt eine scheinbare Überforderung einiger Agenturen und Publisher in Deutschland vor.
Leider empfinde ich das nicht nur in der Spielebranche so. Ich finde generell wird Deutschland langsam zur Servicewüste. Egal welche Hotline man anruft man wird schnell abgefertigt oder unfreundlich behandelt( gibt Ausnahmen) wenn überhaupt erst mal einer ans Telefon geht.
Die Spielebranche in Deutschland sollte viel mehr unterstützt werden. Es sollte mehr Events geben. Einiges mehr von allem.
Denn schließlich bezahlen wir die lieben Leutchen mit jedem einzelnen Spiel das wir kaufen. Wird Zeit auch mal etwas zurückzugeben ??
Der Artikel spricht einen aus der Seele. Habe auch schon einige dieser Erfahrungen machen dürfen… das man z.b. Keine Antwort bekommt usw… naja vielleicht ändert es sich ja mal demnächst… oder wird nur schlimmer
Auch dir danke für das Feedback. Wir wissen das Thema ist nicht einfach und es wird bestimmt wieder Leute geben, die den Artikel nicht verstehen bzw. auf was wir damit hinaus wollten. :) #prinzip
Fertig gelesen (war einiges) :) ich kann viele, fast alle Punkte nachvollziehen und finde, das ein oder andere auch sehr bedenklich. Ich glaube aber auch, Agenturen und dergleichen haben es nicht einfach und kommen ihrer Arbeit evtl. nicht mehr ganz hinterher, aber man merkt auf was ihr hinaus wollt Auf lange Sicht könnte das wirklich schwierig werden. ….
Aus welchem Grund auch immer, respektlosigkeit geht garnicht!
Der höfliche Umgangston gehört sich einfach!
Zu den anderen Punkten,
Hire and fire ist ein großes Problem. Und durch die bescheidene Einteilung und Nutzung der Resourcen hält das auch keiner lange aus.
Man müsste die Prozesse besser koordinieren und das Personal ausbauen.
Ich weiß, das kostet alles Geld, aber auf lange Sicht lohnt sich hier in steigendes Personal zu investieren. Wenn die heute schon so am Ende sind, was wird dann 2020, 2025 usw?
Lieber mehr Leute, weniger Hektik pro Team und die Effizienz wird vielleicht um 100% gesteigert bei nur 30% zusätzlicher Entlastung, weil die Moral ein wichtiger Faktor ist.
Ja, und zu den Promo Aktionen und so.
Natürlich verstehe ich mit meinem rationalen Teil, dass man Firma XY und YouTuber Z sofort alles mögliche zukommen lässt, weil die eine mega Range haben.
Aber jeder andere Teil findet das eigentlich total mies.
Es wäre schon viel geholfen, wenn man alle Anfragen wenigstens mit dem gleichen Respekt behandeln würde, und wenn man schon antwortet, das auch vernünftig tut!!!
Was mich sehr traurig macht, ich hab schon gesehen, wie Verlosungen gecancelt wurden, weil ein paar likes gefehlt haben oder nicht genug Publikum zugegen war.
Das war total unangenehm für die “Partner” die im Stich gelassen wurden.
Das ist unprofessionell Weil man “nur” im 5. größten Markt zu den unteren 50% zählt dürfen manche doch nicht wortbrüchig werden..
Ja, naja,
ich bin mal gespannt wie das weitergeht und werde auch weiter mitlesen ✌
Puhh ist schon ein interessantes Thema
läuft nicht wech (y
Ihr macht eine tolle Arbeit (y) (bin noch am lesen, ist einiges)