Im Jahr 1996 zerstörten Aliens mit riesigen Raumschiffen in Roland Emmerich´s Independence Day die größten Städte der Erde. Ein Jahr später wurden in Starship Troopers Massen an „Bugs“ bekämpft. Beide Filme sind, unschwer zu erkennen, dem Sci-Fi-Genre zuzuschreiben. Wo Independence Day aber eher Blockbuster-Entertainment ist, gehört Starship Troopers eher zu den trashigen Sci-Fi-Filmen mit nicht weniger Fans. 2019 erscheint nun Earth Defense Force: Iron Rain und bedient sich an viele Elemente aus den oben genannten Filmen, aber auch an japanischen Monsterfilmen. Ob das Spiel nur was für knallharte Fans ist oder auch eine breitere Masse begeistern kann, wollen wir in unserem Test zeigen.
Die Erde wird wieder von außerirdischen Invasoren angegriffen. Dabei schicken uns die Aggressoren riesige Insekten und Roboter entgegen. Diesmal verschlägt es uns jedoch eher in westliche Gefilde und wir kämpfen als EDF-Soldat in Städten und Landstrichen der USA. Die Vorgänger spielten hauptsächlich in Japan. Anfangs wirft uns das Spiel sofort in eine Schlacht gegen eine Masse an riesigen Ameisen und einem riesigen Alien-Raumschiff, das es zu zerstören gilt. Wir Überleben diesen Kampf als einziger und werden nach 7 Jahren erneut in den Einsatz geschickt. Immerhin stehen erneut Aggressoren vor der Tür und wollen die Erde vernichten.
Also liegt es an uns und unserem Team die Aliens sowie Monster zurückzuschlagen. Die Story wird dabei in kurzen Zwischensequenzen vor und nach jeder Mission und als Funksprüche oder Radioübertragungen im Vorbereitungsmenü erzählt. Außerdem kommentieren unsere Kameraden und die Basis die Geschehnisse während des Kampfes auf dem Schlachtfeld via Funk. Großen Tiefgang braucht man hier jedoch nicht erwarten. Denn die Geschichte ist eher der Aufhänger für die Schlachten und dient vorrangig der Atmosphäre. Earth Defense Force: Iron Rain will aber auch keine große Geschichte erzählen und das passt auch zum Stil des Spiels.
Von allen Seiten
Der Fokus von Earth Defense Force liegt auf den riesigen Schlachten in abgegrenzten Karten. Hier möchte man vor allem ein Gefühl von Machtlosigkeit erzeugen und erinnert in der Art an den Kampf David gegen Goliath. Hier muss man aber von vielen Goliaths sprechen.
Denn was hier an Massen von Gegnern geboten wird, ist der Wahnsinn. Überall stürmen Gegner auf uns zu und wollen uns vernichten. Dabei schicken uns die Aggressoren auch mal mehrere Arten verschiedener Gegner auf den Hals, sodass wir etwas taktischer vorangehen müssen. Dabei ist vor allem die Wahl der richtigen Waffen wichtig. Denn alle Schießprügel haben andere Werte, wie etwa Magazingröße, Schussfrequenz, Schaden oder Nachladezeit. Wir dürfen jedoch immer nur zwei verschiedene Waffen mit auf die nächste Mission nehmen. Die Auswahl an Kampfwerkzeugen ist dabei riesig. Zur Wahl stehen etwa Sturmgewehre, Schrotflinten, Rakentenwerfer oder auch Schwerter. Dabei sind die Kombinationen frei wählbar. Zusätzlich lassen sich noch diverse Gegenstände mitnehmen wie etwa Granaten oder Heilitems.
Vorbereitung ist alles
Auch eine wichtige Entscheidung ist die Soldatenklasse. Anfangs stehen uns zwar nur zwei Klassen zur Verfügung, die weiteren zwei werden aber mit Fortschritt der Story freigeschaltet. Der Trooper ist beispielsweise die ausgeglichenste Klasse von allen und der Jet Lifter ist die wendigste Klasse.
Je nachdem mit welchen Gegnern man es zu tun bekommt, ist die Wahl der Klasse entscheidend für den Sieg. Auch die Waffen und Ausrüstungsgegenstände lassen sich durch den Abschluss von Missionen freischalten. Um diese dann nutzen zu können, ist es aber nötig, diese mit Geld und Energiekristallen freizuschalten. Die nötigen Ressourcen bekommen natürlich durch das Abschließen von Missionen. Umso höher die Bewertung ausfällt, desto besser ist auch der Geldgewinn. Die Energiekristalle bekommt man jedoch nicht einfach so geschenkt. Sie werden von besiegten Gegnern fallengelassen und müssen danach manuell eingesammelt werden. Entweder während des Kampfes oder zum Schluss, jedoch mit einem knappen Zeitlimit. Außerdem lassen sich die Missionen mehrmals und in verschiedenen Schwierigkeitsstufen spielen, um beispielsweise mehr Ressourcen zu sammeln. Wer Spaß am Sammeln und Freischalten hat, wird hier seine helle Freude haben.
Pure Zerstörung
Die Atmosphäre auf den Schlachtfeldern ist sehr gelungen. Vor allem wenn im Hintergrund ein gigantisches Raumschiff fliegt oder eine imposante Alien-Maschine durch die Karte stapft und immer näher kommt, fühlt man sich richtig machtlos. Zusätzlich ist es in solchen Situationen nötig, die jeweiligen Widersacher an ihrer Schwachstelle zu treffen. Ansonsten lassen sich diese nicht besiegen. Diese Tatsache bringt eine taktische Tiefe ins Spiel, die man zu Beginn nicht erwartet.
Die Missionsziele sind da im Vergleich recht eintönig. Denn im Grunde besteht das Ziel jedes Einsatzes im Besiegen aller Feindeinheiten. Das kann auf Dauer etwas eintönig sein. Wenn die Schlacht jedoch geschlagen ist und die Karte in Schutt und Asche liegt, stellt sich ein befriedigendes Gefühl ein. Je nach Schwierigkeitsgrad müssen wir beim Abfeuern von explosiven Waffen wie dem Raketenwerfer oder Granaten auf die Umgebung achten. Sind wir nicht weit genug vom Explosionsradius der eigenen Waffe entfernt, verletzen wir uns selbst. Earth Defense Force: Iron Rain ist schon auf den niedrigen Schwierigkeitsgraden kein einfaches Spiel und bestraft unvorsichtiges Vorgehen. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist es sogar empfohlen das Spiel im Koop zu spielen. Dieser ist erstaunlicherweise im Splitscreen möglich. Zu Zweit auf der Couch macht es einfach am meisten Spaß. Daher ist die Begeisterung über diese Möglichkeit sehr hoch. Außerdem ist der Koop-Modus auch online spielbar und ein PVP-Modus ist auch noch dabei. Hier sollte für jeden was dabei sein.
Karge Gebiete
Earth Defense Force: Iron Rain wird zwar von der Unreal Engine angetrieben, nur leider merkt man davon nicht sehr viel. Denn der neueste Ableger sieht aus als wäre er für die Last-Gen entwickelt worden.
Da aber auch die Vorgänger nie zu den Grafikbomben gehört haben und der Grafikstil zur Reihe gehört, kann hier noch ein Auge zugedrückt werden. Trotzdem sind die Umgebungen sehr karg und die Texturen hin und wieder etwas verwaschen. Die Monster sehen jedoch recht ansehnlich aus und sind auch sehr interessant gestaltet. Wären da nicht die schrecklichen Animationen. Diese sind vor allem bei weit entfernten Gegnern sehr abgehakt oder kaum bis gar nicht vorhanden. Dazu kommt die sehr merkwürdige Physik, wenn sich etwa besiegte Ameisen ineinander verhaken oder aufeinander stapeln.
Außerdem liegen diese dann im Weg wie Felsbrocken, die man nicht bewegen kann. Das ist deswegen ärgerlich, da die fallengelassenen Energiekristall dann nicht gleich aufgesammelt werden können. Die Steuerung ist darüber hinaus etwas hakelig aber grundsätzlich gut gelungen. Fans der Reihe dürfen sich neben der englischen Synchronisation auch auf eine japanische Sprachausgabe freuen. Die Texte sind alle ins Deutsche übersetzt.
Fazit
Earth Defense Force: Iron Rain wird Fans der Reihe sicherlich wieder eine große Freude bereiten. Durch die neue Ausrichtung des Grafikstils in westliche Gefilde könnte es auch noch neue Fans bekommen, die aufgrund des japanischen Settings nichts mit der Reihe anfangen konnten. Trotzdem ist die Fortsetzung immer noch den Wurzeln treu und die muss man mögen. Genauso wie den Spielablauf. Denn jede Mission besteht darin, alle Feinde zu töten und danach die wichtigen Kristalle einzusammeln. Viel mehr Variation bietet das Spiel kaum. Die Freischaltung der Waffen und das Streben eine bessere Bewertung zu bekommen, kann jedoch ungemein motivierend sein. Wer dann noch über die eher betagte Grafik und die teils aberwitzigen Animationen hinwegsehen kann, dem bietet Earth Defense Force: Iron Rain vor allem im Couch-Koop eine Menge Spaß.