Seit Jahren sträubt sich der DOSB, den eSports als Sport anzuerkennen. Daran scheint sich künftig auch nichts zu ändern, wie Äußerungen von Veronika Rücker erahnen lassen. Die DOSB Vorstandsvorsitzende zeigt ein extrem fragwürdiges Verständnis über digitale Spiele.
Unmittelbar nach dem Finale der League of Legends Weltmeisterschaft spielt eSports erneut eine große Rolle und war tatsächlich Thema in der Zuschauer-starken Sportschau. Einerseits ein erfreuliches Signal. Immerhin rückt der elektronische Sport somit weiter in die Öffentlichkeit und kann umfangreicher diskutiert werden. Diese Ansicht teilen auch viele Spieler, wie man auf Twitter nachlesen kann. Anderseits bleibt die Diskussion bei Sportschau Thema vielen auf eine andere Weise in Erinnerung (zur Aufzeichnung).
In der Ausgabe vom 16. November diskutierten Robert Harting (Diskus-Olympiasieger), Veronika Rücker (DOSB-Vorstandsvorsitzende), Tim Reichert (Leiter der eSport-Abteilung von Schalke 04) und Niklot “Tolkin” Stüber (League of Legends Profispieler) über das Milliardengeschäft des eSports. Laut dem Global Esports Market Report von Newzoo hat der eSports erst in diesem Jahr die magische Marke von einer Milliarde US-Dollar Umsatz überschritten. Daher ist die Diskussion in der Sportschau durchaus berechtigt. Insbesondere Reichert und Stüber lieferten vielseitige Einblicke über den Alltag der Profiszene und vermittelten den Zuschauern, was es bedeutet, im eSports aktiv zu sein. Darüber hinaus zeigten Einspieler der Sportschau wie professionell die Szene inzwischen ist.
Unverständliche Einstellung
Allerdings scheint sich der DOSB oder zumindest Vorstandsvorsitzende Rückler nach wie vor an der Killerspiel-Debatte zu klammern. Bereits nach ca. 10 Minuten beschreibt Rückler Spiele als etwas, dessen Ziel meist das Zerstören, Vernichten oder Töten ist. Eine Wertevorstellung, die nicht zum Sport passe. Falsche Ethik- sowie Moralvorstellungen und falsche Signale an Kinder. Sofort hakt die Kommentatorin nach und wirft Boxen in die Runde. Ein Sport, wo im Ring reale Gewalt erfolgt. Der DOSB ist allerdings anderer Ansicht. Hierbei handelt es sich um einen Sport mit dem Ziel, sich mit anderen Personen im Rahmen eines Wettbewerbs zu messen. Dass die anderen Teilnehmer in dieser Hinsicht deutliche Übereinstimmungen zum eSports sehen, scheint Rückler nicht zu interessieren. Sie weicht nicht von ihrer Meinung ab.
Auch im weiteren Verlauf der Diskussion fällt die Vorstandsvorsitzende des DOSBs mit realitätsfernen Äußerungen auf. Die nächste entscheidende Äußerung erfolgt nach einem Einspieler der Sportschau, der die Fitness der Profi-eSportler näher beleuchtet. Rücker sieht daraufhin ein, dass die Profispieler über umfangreiche Trainingsprogramme verfügen, die die körperliche Fitness gewährleisten sollen. Zudem lobt sie diese Vorgehensweise, kritisiert aber die Basis. Viele Spieler würden zuhause vor dem PC oder der Konsole sitzen und sich nicht auf eine derartige Weise sportlich betätigten. Ein sehr fragwürdiger Ansatz. Immerhin liegen zwischen Bundesliga und Kreisliga oder sogar dem Bolzplatz ebenfalls Dimensionen. Die angesprochene Basis spielt für Rückler aber den entscheidenden Faktor oder genauer gesagt: die Kinder spielen zu viel und digitale Spiele sind suchtgefährdend. Glücklicherweise sorgt Harting für eine rationale Betrachtung und erklärt, dass der Umgang mit digitalen Spielen durch Eltern beeinflusst werden muss, um eine angemessene Erziehung zu gewährleisten. Des Weiteren betont er, dass es auch im klassischen Sport Suchtpotenzial gibt und unterstreicht diesen Punkt mit einem Beispiel.
Einseitige Betrachtung?
Mit einem weiteren Einspieler unterstreicht die Sportschau zudem, dass eSports in der Lage ist, gemeinwohlorientierte Vereine hervorzurufen. Eine Umstand, der ein klares Zeichen gegen die Einschätzung des DOSB setzt. Der Sportbund sieht den eSport vorrangig als gewinnorientiert (zur Quelle). Und ja, in diesem Punkt steckt viel Wahrheit. Immerhin sind es die Publisher, die die Spielregel vorgeben und über zahlreiche Rechte verfügen. Und ja, Publishern geht es um die Maximierung ihres Gewinns. Allerdings ist fraglich, welche Ziele ein BVB verfolgt, dessen Aktien ständig gekauft und verkauft werden. Spielt der Gewinn hier keine Rolle?
Es ist durchaus verständlich, dass man den eSports nicht von heute auf morgen als Sport anerkennen möchte. Viele Dinge müssen geklärt werden. Auf der anderen Seite bringt dieser Schritt auch viele, kleinere Vorteile mit sich. Beispielsweise ist es für eSportler deutlich leichter, ein Visum zu erhalten, wenn eSport tatsächlich Sport ist. Unter 18 jährige Spieler könnte auch am Wochenende problemlos im Namen ihrer Vereinigung an Wettkämpfe teilnehmen. Und auch die Förderung von gemeinwohlorientierten Vereinen wäre deutlich einfacher. Nicht nur die Verbände, sondern auch die Bevölkerung müssen sich mit dem elektronischen Sport auseinandersetzen. Die Sportschau zeigt, dass vor allem der DOSB sich nochmals erkundigen sollte, welche Strukturen der eSports bereits gebildet hat.
In der Gesellschaft ist er längst angekommen. Beinah 20 Prozent der deutschen Bevölkerung hat bereits ein entsprechendes Event bzw. Turnier verfolgt. Das sind Millionen von Menschen und jeder fünfte Deutsche (zur Quelle). Es ist naiv zu glauben, dass eSports nur ein Thema der unter 20 Jährigen ist.
Abschließend andere Meinungen
Zerstören, Töten, Verletzen wenn jetzt gleich wieder das wort Killerspiel fällt fange ich an zu heulen #Sportschau #eSports
— DanielMK (@SolidSnake1904) 16. November 2019
Es geht in dem Spiel darum einen virtuellen Gegenstand (die Basis des Gegners) zu zerstören. Übrigens ganz ohne Blut und Schmerz. Und Boxen, wo sich zwei Personen oft aufs Blut hassen und verletzen, soll nur “ein sportlicher Wettkampf” sein? Aha. #sportschau #esport
— Steve (@_stevemusic) 16. November 2019
Die Dame vom DOSB versteift sich dermaßen auf ihre Meinung, in der ganzen Organisation sollte mal ein umdenken stattfinden.. ? #meinemeinung #sportschau
— ced_ric98 (@ced_ric98) 16. November 2019