Mit Fallout New Vegas hat sich Obsidian Entertainment einen Namen gemacht. Nun melden sich die Entwickler mit einem neuen Rollenspiel zurück. Wir haben The Outer Worlds intensiv getestet und verraten euch, warum es sich hierbei um einen Geheimtipp handelt.
Wer sich in das Abenteuer von The Outer Worlds stürzt, merkt sehr schnell, dass die Entwickler auch für Fallout New Vegas verantwortlich sind. Viele bekannte Mechanismen wurden zumindest ansatzweise übernommen. Beide Spiele unterscheiden sich aber in einem Punkt deutlich voneinander. Dem Szenario. Im neuesten Projekt der Entwickler landen wir nämlich in keiner postapokalyptischen Welt, sondern irgendwo in der Galaxis. The Outer Worlds ist ein Sci-Fi-Rollenspiel und beginnt in einem Kolonieschiff. In diesem erwacht unser Protagonist, den wir zuvor in einem gelungenen Charakter-Editor erstellen können. Warum ausgerechnet wir und nicht irgendjemand anderes auf dem Schiff aus dem Kälteschlaf geholt wurde, ist zunächst unklar.
Es scheint so, als müssen wir etwas gegen die großen Monopolisten unternehmen, die mehrere Planeten ausbeuten und einen enormen Einfluss auf das Leben der Menschen haben. Zu Beginn schickt uns ein eher verrückter Wissenschaftler namens Phines Welles, der uns nicht nur aus dem Kälteschlaf geholt hat, sondern auch von den Monopolisten gesucht wird, zur Kolonie Emerald Vale. Dort merkt man schnell, wie stark der Einfluss der Konzerne auf die Menschen ist. Und genau hier beginnt die eigentliche Geschichte, die wir euch natürlich nicht genauer erklären wollen.
Ihr habt die Wahl!
Während wir uns anfangs nicht wirklich gegen den Plan von Welles wehren können, sind wir bereits ab der zuvor genannten Kolonie in der Lage, zahlreiche Entscheidungen selbst zu treffen. The Outer Worlds erlaubt es den Spielern, eine beinah eigene Geschichte zu schreiben und gibt nicht vor, wer der Böse und wer der Gute ist. Wir können dem komischen Wissenschaftler im Kampf gegen die Konzerne helfen. Wir können ihn aber auch ausliefern. Die meisten Handlungen bzw. Entscheidungen haben einen Einfluss auf den Ruf, den wir bei den einzelnen Fraktionen haben.
Dieser wiederum kann uns einige Vorteile eröffnen, aber auch Nachteile mit sich bringen. Obsidian Entertainment ist es gelungen, ein funktionierendes und spannendes System zu entwickeln. Leider ist das große Finale der Geschichte fest definiert und unterscheiden sich nur in einigen Kleinigkeiten. Hier haben unsere Entscheidungen also kaum einen Einfluss. Ansonsten sind die Folgen aber häufig spürbar und regen dazu an, The Outer Worlds nicht nur einmal, sondern mehrmals zu spielen.
Auch abseits der Story lassen uns die Entwickler die Wahl. Töten wir die Banditen? Oder schleichen wir uns an ihnen vorbei? An keiner Stelle des Spiels ist eine dieser Varianten vorgeschrieben. Es ist sogar möglich, The Outer Worlds durchzuspielen, ohne jemanden zu töten. Somit entsteht nicht nur eine interessante Herausforderung, wir können auch sehr flexibel sein. Haben wir beispielsweise zu wenig Munition dabei, können wir Kämpfen aus dem Weg gehen. Alternativ können wir gerade dann die Auseinandersetzung suchen, um Munition plündern zu können und nicht kaufen zu müssen. Entscheidend ist hierbei nicht nur unsere Ausrüstung, sondern auch die Fähigkeiten, über die wir verfügen.
Stark und dumm?
Sollte man Fallout New Vegas oder einen anderen Ableger der bekannten Reihe gespielt haben, wird man mit dem Fähigkeiten-System sofort zurechtkommen. The Outer Worlds bietet uns nämlich verschiedene Grundattribute, die beispielsweise unseren Nahkampfschaden erhöhen, uns mehr Gegenstände tragen lassen oder erfolgreiches Lügen ermöglichen. Bereits bei der Charaktererstellung legen wir gewisse Grundzüge fest. Im späteren Verlauf können wir dann einzelne Fähigkeiten verbessern. Dies erfolgt über Punkte, die wir bei einem Levelaufstieg erhalten. Ein absoluter Alleskönner zu sein, ist im Sci-Fi-Rollenspiel nicht möglich. Stattdessen müssen wir uns für einen bestimmten Weg entscheiden. Wer eher über gute Hacker-Fähigkeiten verfügen möchte, muss zum Beispiel beim Fernkampfschaden einige Abstriche in Kauf nehmen. Die Entwickler geben uns aber nicht vor, welche Kombinationen möglich sind. Diese Entscheidung treffen wir selbst.
Auf diese Weise ist es möglich, einen sehr individuellen Charakter zu erschaffen, was wiederum den Wiederspielwert von The Outer Worlds erhöht. Bei der Auswahl der Fähigkeiten spielt eine weitere Komponenten eine zentrale Rolle und zwar die Begleiter. Im Verlauf des Spieles treffen wir nämlich auf mehrere Personen, die sich bei Bedarf unserer Truppe anschließen und unterschiedliche Fähigkeiten mit sich bringen. Somit gewährt man uns die Möglichkeit, eigene Defizite auszugleichen. Um es uns nicht zu leicht zu machen, ist die Anzahl an Begleitern, die uns auf Schritt und Tritt folgen, begrenzt. Ein altes Schiff dient als Hauptquartier, wo wir uns Team immer wieder neu zusammensetzen können.
Vielseitige Dialoge
Dank der hohen spielerischen Freiheit ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, wie man Dialoge führt. Auch hier erinnert The Outer Worlds stark an die Fallout Reihe und kann mit einer gelungenen Portion an Humor punkten. Egal mit welcher Person ihr euch unterhaltet, es kann sich immer eine interessante Begegnung entwickeln. Auch kleine, für die Story belanglose Charaktere erzählen euch manchmal mehr und manchmal weniger nützliche Informationen. Hinzu kommen allerhand Anspielungen, Witze und auch lustige Moment im Rahmen der aktuellen Situation. Schmunzeln oder ein zufriedenes Ausatmen sind keine Seltenheit im Rollenspiel.
Zudem haben die Gespräche eine großen Einfluss auf das Gameplay. Abhängig von den Fähigkeiten des Charakters werden Antwortmöglichkeiten freigeschaltet, die eine vielleicht gefährliche Situation entschärfen können. Mittels hoher Werte bei Überzeugung kann man beispielsweise jemanden dazu bewegen, zunächst seine gezogene Waffe wegzustecken und danach in Ruhe weiterzureden. Alternativ kann man auch drohen. Ob dann aber das gleiche Ergebnis eintritt, ist sehr fraglich. Ohnehin überraschen uns die Entwickler immer wieder mit einigen, kleinen und unvorhersehbaren Wendungen. Sich mit einer fremden Identität Zutritt zu einem gesicherten Bereich verschaffen? Das kann funktionieren. Doch wenn dann plötzlich eine Person auftaucht, die die eigentliche Person der entwendeten Identität kennt, haben wir definitiv ein Problem. Alles in allem sind die Dialoge gelungen und erhöhen erneut den Wiederspielwert.
Geld ist essenziell
Perfekt ist The Outer Worlds allerdings nicht. Aufmerksame Spieler merken schnell, dass hinter Obsidian Entertainment kein AAA-Sudio steckt. Folglich haben die Entwickler häufig gleiche Gegenstände benutzt und diese überall in der Welt verteilt. Zudem gibt es viele Bereiche im Spiel, die zwar interessant gestaltet, aber auch sehr Menschen-leer sind. Wir haben stellenweise große Städte, wo aber kaum jemand anzutreffen ist. Vor einigen Jahren war dieser Umstand noch völlig normal. Inzwischen ist er aber nicht mehr zeitgemäß. Weitere Einsparungen sind bei den Charakteren zu erkennen. Die Gesichter sind zwar kein Pixelbrei, wirken aber starr und vor allem ausdruckslos.
Weitere Spaziergänge in der Spielwelt machen zudem deutlich, dass es abseits der liebevoll gestalteten Missionen kaum etwas zu entdecken gibt. Irgendwelche versteckten Informationen, die unsere Phantasie anregen und uns aus Informationsbruchstücken komplette Geschichten ausdenken lassen, gibt es nicht. Des Weiteren sind die Gegnertypen überschaubar und bieten somit nur eine geringe Vielfalt. Ähnliches greift bei den Waffen und sonstigen Ausrüstungsgegenständen.
Technik
Abstriche bei der Technik aufgrund des begrenzten Budgets sind aber nicht zu befürchten. In dieser Hinsicht fällt The Outer Worlds mit keinen negativen Merkmalen auf. Im Rahmen unserer Testphase kam es zu keine nennenswerten Bugs, Spielstürzen oder sonstigen, nervigen Problemen. Klar, wir haben es hier mit keinem High-End-Grafik-Spiel zu tun und mehrere Elemente wirken älter, aber es läuft rund. Zusätzlich spendieren uns die Entwickler ein gelungenes Licht- und Schattensystem, das für eine gelungene Beleuchtung im Spiel sorgt.Betrachtet man die technische Seite als großes Ganzes, dann hätte The Outer Worlds vor mehreren Jahren ein gelungenes Ergebnis abliefern können, heute ist alles eher solide und somit zufriedenstellend.
Auf der Seite des Sounds sieht es etwas besser aus. Zwar haben wir auch hier nichts wirklich Neues, aber dafür viele gute Aspekte. Hervor stechen insbesondere die sehr gut vertonten Dialoge. Bedauerlicherweise sind diese auf Englisch, sodass wir uns mit einem Untertitel zufriedengeben müssen. Ebenfalls gut umgesetzt sind die Soundeffekte. Es gibt keine extrem nervigen oder unpassenden Sounds. Alles ist in sich stimmig und sorgt für eine schöne Atmosphäre.
Fazit
The Outer Worlds ist auf keinen Fall perfekt. Es hingt auch in mehreren Bereichen der Zeit hinterher. Dennoch ist das Sci-Fi-Rollenspiel definitiv ein Geheimtipp. Die Entwicklung eines eigenen Charakters macht extrem viel Spaß und wurde von Obisidian Entertainment sehr gut umgesetzt. Zudem sorgt die spielerische Freiheit dafür, dass mindestens einen zweiten Spieldurchlauf starten wird. Beim ersten Mal hat man bereits den Eindruck, dass man zu viel verpassen würde, wenn es bei einem Durchlauf bleibt. Interessierte Spieler sollten aber berücksichtigen, dass es sich bei The Outer Worlds definitiv nicht um einen AAA-Titel handelt. Wie zuvor erwähnt, wirkt das Spiel stellenweise sehr altbacken. Der Spielspaß leidet darunter kaum. Einige Spieler könnten sich dennoch daran stören. Vielleicht ist es ratsam, vor dem Kauf erst einige Gameplays zu schauen. Die Spoilers halten sich in Grenzen.
https://youtu.be/EPbrKXda6RI
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