In Zeiten von Corona ist es mittlerweile fast schon eine Selbstverständlichkeit, dass große Publisher ihre eignen (digitalen) Konferenzen veranstalten. Auch Ubisoft nutzte diese Gelegenheit, um mit der „Ubisoft Forward 2020“ ihre Spiele zu präsentieren.
Das Spielejahr 2020 ist bis zum jetzigen Zeitpunkt ein eher trauriges Jahr. So wurden zahlreiche Spiele entweder aufgrund von Qualitätsmängeln oder der derzeit global herrschenden Corona Pandemie auf Ende des Jahres oder sogar auf unbestimmte Zeit verschoben. Daher ist es immer wieder erfreulich, wenn große Publisher eine Präsentation ankündigen, um uns Gamer mit neuen Infos zu versorgen. So machte das auch Ubisoft mit ihrem Livestream der „Ubisoft Forward 2020“. Warum wir von PlayStationInfo allerdings nur mit verhaltener Freude auf das Event zurückblicken, erklären wir euch in den folgenden Zeilen.
Was gab es überhaupt zu sehen?
In dem ca. 1 ½ stündigen Livestream zeigte Ubisoft endlich tiefere Einblicke in ihre Zugpferde Assassin’s Creed Valhalla und Watch Dogs Legion. Letzteres wurde sogar mit einem schicken Cinematic Trailer eingeleitet. Anschließend gab es weitere Gameplay Eindrücke von Watch Dogs Legion, die den bereits bekannten Inhalten von vor Monaten aber sehr ähnelten. Außerdem bekamen wir auch eine Information über den Releasetermin: Ab dem 29. Oktober 2020 können wir das moderne London endlich unsicher machen!
Auch Assassin’s Creed Valhalla wurde mit umfangreichem Gameplaymaterial vorgestellt und zeigte ca. 30 Minuten lang die wesentlichen Inhalte und Mechaniken. Und auch hier ließ sich Ubisoft nicht lumpen und präsentierte mit dem 17. November 2020 ein Veröffentlichungsdatum des Wikinger-Abenteuers.
Dazu gab es noch eine weitere „Überraschung“, denn auch Far Cry 6 wurde mit einem World Premier Trailer erstmalig offiziell angekündigt. Warum die Anführungszeichen bei „Überraschung“? Nun, entsprechende Infos sind bereits vor wenigen Tagen im Internet durchgesickert. Der Startschuss für die Revolution ist laut Ubisoft der 18.02.2021. Außerdem wurde mit Hyper Scape der hauseigene Battle Royal Modus mit entsprechenden Trailern vorgestellt.
An für sich war das gezeigte Material durchaus überzeugend und konnte die Vorfreude auf die genannten Titel ein wenig heben, allerdings nur ein wenig. Aber warum denn nicht überschwänglich?
War das clever Ubisoft?
Fangen wir zunächst mit dem größten Zugpferd an: Assassin’s Creed Valhalla. Das gezeigte Gameplay konnte uns zu großen Teilen überzeugen und auch die Wikinger Atmosphäre fanden wir sehr gut eingefangen. Allerdings stellten wir uns in der Redaktion sehr schnell dieselbe Frage: “Was genau hat das mit Assassin’s Creed zu tun?” Versteht das nicht falsch, auch ein Assassin’s Creed Black Flag hatte nach vielen Meinungen eher wenig mit dem Franchise zu tun, war aber dennoch ein sehr gelungenes Spiel. Doch schon mit Origins und vor allem mit Odyssey schlug AC eine Richtung ein, die vielen Hardcore-Fans nicht gefiel. Der zunehmende Lootgrind, die zerstückelte Geschichte und das aufgesetzt wirkende Assassin’s Creed Setting waren ausschlaggebend, dass diese Titel unter den Fans heiß diskutiert wurden.
Und auch Valhalla wird sich dem aussetzen müssen. Denn im Kern wurde das Konzept von AC: Origins und AC: Odyssey beibehalten und verfeinert. Doch gerade die Verfeinerungen weckten bei uns das Gefühl, dass die Entwickler nicht mehr so recht wissen, wo sie mit der Assassin’s Creed Marke hin-wollen. Daher wird es spannend werden, ob wir am 17. November ein tolles Assassin’s Creed oder „nur“ ein gutes Wikingerspiel im Assassin’s Creed Franchise bekommen werden.
Auch Watch Dogs Legion konnte uns mit dem gezeigten Material zuerst positiv stimmen. Zwar ähnelten die gezeigten Inhalte stark dem bereits bekannten Gameplaymaterial, konnten aber dennoch ein paar neue Einblicke liefern. Das Setting im futuristischen London sowie die Möglichkeit, nahezu jeden NPC übernehmen zu können und damit Missionen auf unzählige Weise anzugehen, wirkten sehr spaßig und lassen uns auf einen guten Ableger hoffen. Allerdings gibt es auch in Verbindung mit Assassin’s Creed einen für uns deutlichen Haken: Der Releasetermin!
Der Elefant im Raum
Denn zwischen der Veröffentlichung von Watch Dogs Legion (29. Oktober) und Assassin’s Creed Valhalla (17. November) liegen gerade einmal etwas mehr als zwei Wochen. Da beide Spiele sehr umfangreich sind und die wirtschaftliche Lage vieler Menschen aufgrund von Corona möglicherweise recht angespannt ist, könnten Spieler_innen sich nur für einen der genannten Titel entscheiden. Damit würde Watch Dogs oder Assassin’s Creed hinter den Erwartungen zurückbleiben und Ubisoft finanzielle Einbußen bescheren. Und hier sollten wir vielleicht auch über den Elefanten im Raum sprechen: Cyberpunk 2077. Denn das Rollenspiel von CD Project Red gilt als das am meisten ersehnte Videospiel dieses Jahr und erscheint nur zwei Tage nach Assassin’s Creed Valhalla, nämlich am 19. November 2020.
Gerade Watch Dogs wird es unserer Meinung nach schwer haben, sich gegen den großen Konkurrenten Cyberpunk 2077 durchzusetzen. Zwar sind es im Kern unterschiedliche Spiele, allerdings ist das futuristische Setting doch sehr ähnlich. Daher könnten auch hier schon viele Spieler_innen in eine entweder/oder Situation gebracht werden, die nach Einschätzung der Redaktion eher zum Nachteil für Ubisoft ausfallen könnte. Auch Assassin’s Creed Valhalla nur zwei Tage vor Cyberpunk 2077 zu veröffentlichen, könnte sich aufgrund des großen Hypes um Cyberpunk 2077 negativ auf die Verkaufszahlen auswirken. Natürlich sind das alles reine Spekulationen, allerdings haben die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt, welchen Einfluss ein ungünstiger Releasetermin auf den Erfolg eines Spiels haben kann *Hust* Titanfall 2 *Hust* Battleborn *Hust*.
Daher stellen wir uns die Frage: “War das clever, Ubisoft?” Zumindest hoffen wir, dass die positiven Eindrücke der gezeigten Titel auch Anklang in der Spielergemeinschaft finden. Aus der heutigen Perspektive ist dieser Wunsch insbesondere durch die fast zeitgleiche Veröffentlichung von Cyberpunk 2077 aber mit ein wenig Skepsis versehen.