Das Thema Crossplay und die damit verbundene Diskussion ist aktueller denn je und immer wieder schießt man gegen Sony. Die Japaner würden das Feature gezielt ausbremsen und sich sträuben, es einzuführen. Auch wenn das stimmt, sehe ich Sony nicht als Sündenbock.
Bevor ich weiter ins Detail gehen, sollten zwei grundlegende Dinge klargestellt werden. Dieser Artikel wurde völlig unabhängig von Sony geschrieben und ich wurde nicht dafür bezahlt oder anderweitig entlohnt, positive Worte über das Unternehmen zu schreiben. Des Weiteren steht dieser Artikel in einer engen Beziehung zu einem anderen, in dem ich bereits meine Meinung zum Thema Crossplay geschildert habe. Ich halte es für ratsam, auch diesen Artikel zu lesen. Ihr findet ihn hier.
Blicken wir nun aber etwas genauer auf die Diskussion Crossplay. Immer wieder sprechen sich Entwickler und Publisher für ein derartiges Feature aus und oft betont man, Sony verhindert dieses Vorhaben, weil man sich nicht öffnet und eine Vernetzung zulässt. Darüber hinaus äußert sich gern Microsoft zum Thema und hebt hervor, dass man für die Einführung eines Plattform-übergreifendes Spielens ist. Gern verteilt man in dieser Situation einen Seitenhieb. Zuletzt hieß es, Sony würde die Gamer nicht verstehen.
Ich habe das Gefühl, dass man in diesem Zusammenhang es für selbstverständlich ansieht, dass sich wirklich jeder Spieler für Crossplay ausspricht, was jedoch nicht der Fall ist. Ich selbst stehe der Forderung, dieses Feature zum Standard zu machen, sehr skeptisch gegenüber und auch andere Spieler scheinen diese Ansicht zu teilen. Immerhin lese ich immer wieder Kommentare, in denen man Zweifel äußert, ob wirklich ein Mehrwert entsteht. Es ist also nicht jeder dafür, Crossplay einzuführen. Gleichzeitig scheint es so, als ob viele Gamer, die sich nicht näher damit beschäftigen, Sony als Sündenbock sehen. Dass die Japaner einen solchen Ruf besitzen, ist jedoch nachvollziehbar. Immerhin ist es eben dieses Unternehmen, das immer Nein sagt und auch in den Medien schießt man gern gegen die Japaner. Kein Wunder, dass viele Spieler diese Meinung aufnehmen und als ihre eigene wiedergeben.
Der mögliche Standpunkt der Entwickler
Warum sprechen sich manche Entwickler für Crossplay aus? Diese Frage kann ich nicht beantworten. Allerdings glaube ich, einige Gedanke dahinter zu kennen. Wenn ein Videospiel auf den Multiplayer setzt, hängt der Erfolg von der Spielerzahl ab. Ist diese sehr hoch, stehen die Chancen äußerst gut, dass der Titel für einen langen Zeitraum beliebt bleibt und somit auch aktiv gespielt wird. Insbesondere wenn man mit Mikrotransaktionen arbeitet, benötigt man viele Spieler, um letztendlich Geld verdienen zu können. Des Weiteren wird die Dauer der Spielersuche deutlich gesenkt. Das ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, doch es macht durchaus einen Unterschied, ob man 15 Sekunden oder 3 Minuten auf die nächste Partie warten muss. Hierbei handelt es sich zweifellos um einen Faktor, der den Erfolg eines Videospieles beeinflusst.
Crossplay erhöht natürlich nicht die absolute Zahl an Spielern. Durch das Zusammenführen kann man jedoch besser damit arbeiten, wie das Beispiel mit der Spielersuche hoffentlich verdeutlich hat. Ein kürzlich veröffentlichtes Videospiel kann durch das Plattform-übergreifende Spielen zunächst einen besseren Eindruck bei den Gamern erzeugen und somit weitere, zahlungskräftige Personen anlocken. Genau dieser Effekt könnte ein Grund dafür sein, warum sich Entwickler und Publisher für das Feature aussprechen. Wir dürfen hierbei aber nicht vergessen, dass es vielen Verantwortlichen an der Erfahrung fehlt. Das Zusammenführen von Spielern mit unterschiedlichen Fähigkeiten kann für eine unausgewogene Balance sorgen. Ich habe Zweifel daran, ob man diesen Umstand wirklich immer gewissenhaft durchdacht hat, wenn man Crossplay fordert.
Warum Microsoft für Crossplay ist
Dass sich die Verantwortlichen der Xbox für ein Plattform-übergreifendes Spielen aussprechen, überrascht mich nicht. Immerhin ziehen sie seit Jahren den Kürzeren im Konkurrenzkampf gegen Sony. Dadurch, dass sich die PlayStation 4 deutlich besser verkauft, leiden die Amerika unter den sogenannten Netzwerkeffekt. Dieser besagt, dass der Nutzen eines Produktes abhängig von der gesamten Nutzerzahl ist. Je mehr Spieler eine PlayStation 4 besitzen, desto attraktiver wird diese Konsole für einen selbst. Nutzt der Großteil meiner Freunde das Gerät von Sony, greife ich selbst ebenfalls eher zu diesem Gerät als zu einem von Microsoft. Je mehr Nutzer im PlayStation Network anzutreffen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, viele Personen zu treffen, mit denen man gemeinsam spielen und Tipps sowie Tricks austauschen kann.
Logischerweise möchte Sony den Vorteil, der durch den besagten Netzwerkeffekt entsteht, nicht aufgeben. Gleichzeitig könnte man diesen Effekt auch als einen Grund betrachten, weshalb unbedingt Crossplay eingeführt werden muss. Spielt die Plattform nämlich keine Rolle, ist es egal, welche Geräte der eigene Freundeskreis nutzt. Hierbei handelt es sich durchaus um ein gutes Argument für die Einführung des Crossplays. An dieser Stelle möchte ich aber betonen, dass es eben nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile gibt. Auf diese gehe ich aber im anderen, zuvor erwähnten Artikel genauer ein, weshalb ich mir weitere Ausführungen spare.
Stattdessen möchte ich wieder etwas genauer auf die beiden großen Konsolenhersteller schauen. Ich wage nämlich zu behaupten, dass sich Microsoft genauso wie Sony verhalten würde, wenn sie aktuell den Konsolenmarkt dominieren würden. Sie würden ihre Marktposition sicherlich nicht einfach so aufgeben beziehungsweise in Gefahr bringen. Wir wissen nicht, ob sich plötzlich mehr Xbox-Konsolen verkaufen würden, wenn die Plattform keine Rolle mehr spielt. Eine Veränderung in den Verkaufszahlen wird es aber wahrscheinlich geben. Und genau darum geht es hier. Sowohl Sony als auch Microsoft haben ein Interesse daran, möglichst viele Konsolen und damit verbundene Dienste zu verkaufen, um entsprechende Umsätze zu generieren. Es ist naiv zu glauben, dass das oberste Ziel darin besteht, möglichst viele Spieler zufriedenzustellen. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein wichtiges Instrument, um die Absätze zu erhöhen und mehr Geld in die eigenen Kassen zu spülen.
Betrachtet man lediglich den Markt, macht Sony aus meiner Sicht alles richtig. Sie sorgen dafür, dass die Umsatzzahlen stimmen. Und Microsoft verteilt derzeit nur eifrig Seitenhiebe, um ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass jedes Unternehmen, das in solch einem großen Markt agiert, ein vergleichbares Vorgehen wählen würde. Daher vertrete ich die Ansicht, dass es nicht richtig ist, Sony als Sündenbock abzustempeln. Ob es richtig ist, PlayStation und Xbox Spieler voneinander zu trennen, ist ein völlig anderes Thema, worüber wir wohl sehr umfangreich diskutieren können. Genauso lässt sich darüber philosophieren, ob es der richtige Weg ist, wenn man als Unternehmen nur den Umsatz im Auge hat.
Zudem sorgt das Trennen der Spieler dafür, dass ein gesunder Wettbewerb entsteht. Derzeit dominiert Sony den Konsolenmarkt und es liegt nun an Microsoft aber auch an Nintendo mit entsprechenden Angeboten und vor allem Innovationen nachzuziehen. Sie sind gezwungen, gezielt daran zu arbeiten, mehr Spieler für das eigene Gerät zu gewinnen. Sollte Crossplay zum Standard werden, würde zwar weiterhin ein Wettbewerb bestehen. Man müsse die Spieler nach wie vor überzeugen, beispielsweise eine Xbox zu kaufen. Aber der Anreiz, neue Innovationen zu bieten, wäre spürbar geringer.
Nehmen wir eine potenzielle Situation unter aktuellen Bedingungen als Beispiel. Man möchte sich eine neue Konsole kaufen und im Freundeskreis besitzen fast alle eine PlayStation 4. Die Japaner bieten uns darüber hinaus spannende Exklusivtitel, sind technisch aber nicht die allerbeste Wahl. Dennoch würden wir wohl die PlayStation 4 kaufen. Microsoft müsste uns etwas wirklich Eindrucksvolles oder Einmaliges bieten, damit wir trotz dieser Ausgangssituation zur Xbox greifen. Wäre Crossplay allgegenwärtig, würde die Wahl der Konsole beispielsweise nur vom Controller abhängen können. Die Verantwortlichen können sich dann eher auf bisherige Erfolge ausruhen und sind nicht gezwungen, neue Features und Möglichkeiten zu entwickeln. Die Innovation könnte leiden. Anstatt Sony zu diskreditieren sollte Microsoft lieber daran arbeiten, die Spieler wieder von der Xbox zu überzeugen.
Stimm ich voll und ganz zu.